2017 Franz Hopf

Dieses Jahr findet der Maientagsumzug am 5. Juni statt. Wir werden erneut Franz Hopf präsentieren.

Wagen: »Franz Hopf« (1807-1887) Pfarrer,
Abgeordneter und Rebell
 

Link zum Maientagsprogramm: http://www.vaihingen.de/sixcms/media.php/138/Maientagsprogrammheft%202017%20web.pdf

Bilder der letzten Jahre:

Vom radikalen Kämpfer für die Demokratie der seine Versorgung für die Idee einer gerechten Gesellschaft opfert und seine Freiheit riskiert. Seine ungehorsame Art ließ ihn der demokratischen Sache treu bleiben, auch wenn der schwäbische Volksmann die Willkür des politischen Systems mehrfach zu spüren bekam.

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf auf der schwäbischen Alb lernt er schon früh, als seine Eltern sterben sich durchzukämpfen. Gleichzeitig entwickelt er einen trotzigen, vor allem eigensinnigen Charakter, welcher Hopf schon zu seinen Zeiten im Internat nachgesagt wird. Die Aufnahmeprüfung fürs Tübinger Stift meisterte er mit Bravour und strebte seinem Vater, dem Pfarrer, nach. Mindestens ebenso stark wie der Glaube interessieren ihn neue Ideen. Obwohl er im Kreis der Fortschrittscops der Tübinger Burschenschaften „s’Kind“ genannt wird, steht er ihnen in nichts nach und fliegt bald raus aus der Theologenschmiede. Die Verwandtschaft hilft ihm finanziell und er erreicht das Examenzeugnis 1828. Er beginnt als Vikar in Hohenhaslach, beendet dies aber schnell um seine Schulden bei Verwandten als Privatlehrer in der Schweiz abzuleisten. Mit 30 Jahren, nach einigen Zwischenstationen landet er in Murrhardt, hier lernt er seine Frau kennen. Das Glück in Murrhardt besteht nicht lange, bereits 2 Jahre später geht es nach Wurmberg. Die sauertöpfischen Murrhardter intrigierten gegen ihrem jungen, freisinnigen Seelsorger. Auch hier besteht die Freude nur kurz, bereits nach 6 Jahren der Ehe wird Hopf Witwer, weshalb er aufgrund der Nähe zur Verwandtschaft auf eine Rückkehr nach Hohenhaslach setzt. Hier in Hohenhaslach zeigt er seine Hilfsbereitschaft, zusammen mit einem Arzt in Bönnigheim nimmt er Notleidende zu sich ins Pfarrhaus. Gleichzeitig bildet sich zwischen beiden eine Freundschaft für die Revolution.

Das Revolutionsjahr 1848 ist für Hopf eine Zeit des Aufbruchs und der Hoffnung. Nach der gescheiterten Revolution ziehen sich viele Mitstreiter ins Schneckenhaus zurück. Nicht so Hopf, er steht den Inhaftierten bei, dazu gehört auch sein Freund Friedrich Rösler und dessen Bruder aus Hohenhaslach. Die Frauen der beiden kommen im Hohenhaslacher Pfarrhaus unter. Es ist zu befürchten, dass die Preußen vom Schwabenkönig die Auslieferung des schlesischen Rösler beantragen. Als Kenner des Hohenasperger Gebiets ist es Hopf, welcher einen Befreiungsplan ausarbeitet. Die Kommunikation mit dem Gefangenen ist allerdings das nächste Problem: Jeder Brief wird aufs schärfste Untersucht, sogar Gespräche werden belauscht. Einen Hopf hält das nicht auf, und so ist man verwundert warum Hopf viel unbeschriebene Fläche auf den Briefen hinterlässt. Waren die Wächter doch so genau, so haben sie eine chemische Spezialflüssigkeit nicht beachtet. Diese Geheimtinte sorgt für die Übertragung von Skizzen und allen nötigen Hinweise. Rösler gelingt die Flucht aus dem Hohenasperg. Die Obrigkeit konnte sich nur ärgern zu wissen, dass sie dies dem Hopf zu verdanken haben, ihm aber nichts nachweisen können. Was der Staat nicht schafft muss die Kirche besorgen: Hopf wird nach Endingen strafversetzt.

Auch in Endingen verwandelt Hopf die Waschküche des Hauses in eine Armenküche und richtet eine Handarbeitsschule ein. In seiner sonntäglichen Predigt legt er das Evangelium nach Demokratenart aus, was ihm auch Pilgerer von weiter her brachte. In Endingen sorgt er für die weitere Flucht eines Röslers, als dieser Verurteilt wurde. Die Konsequenzen wurden drastischer und Hopf wurde wegen Ungehorsams gegen die vorgesetzte Kirchenbehörde seines Amtes enthoben.

Die Abenteuertour die auch heute so mancher durchlebt, nachdem er ein Schicksalsschlag erhalten hat setzt auch Hopf um. Er zieht sich zurück in die Natur und kauft eine kleine Landwirtschaft. Doch ein Demokrat bleibt ein Demokrat und so stellt er sich 1854 der Bürgermeisterwahl in Vaihingen/Enz. Er wird von der Mehrheit der Vaihinger gewählt. Die Bezirksregierung in Ludwigsburg verweigert Hopf das Amt, wodurch sein geschlagener Wahlgegner Bürgermeister wird. Der Grund liegt darin, dass der Willkürstaat über seine Einberufung als Bürgermeister entscheiden kann. Offiziell soll es ihm an Führungsvermögen fehlen, in dieser Entscheidung zeigt sich wohl eher den Versuch Kritiker still zu halten. Die Vaihinger wählten ihn 1856 in den Landtag.

1858 verkaufte Hopf sein Landgut und engagiert sich jetzt auch publizistisch für Demokratie. Er tritt der Redaktion des „Beobachter[s]“ bei, positioniert die Zeitung anders. Unter anderem spricht er sich klar für die Trennung von Staat und Kirche aus und forderte die Entmachtung der Kirche. Wegen eines Richtungsstreits muss er die Redaktion wieder aufgeben, obwohl er die Zahl der Verkäufe verdoppelt hatte.

Gradaus erste AusgabeHopf gründet 1862 seine eigene Wochenzeitung „Gradaus“ für radikaldemokratsiche Meinungen. Gradaus ist dabei kein zufälliger Name, mit Gradaus lässt sich Hopfs Biografie beschreiben. I diesem Blatt schreibt er von seinen eigenen Anschauungen der Demokratie. Zudem wendet sich Hopf im „Gradaus“ auch der Arbeiterfrage. Jedoch besitzt das Blatt eine zu geringe Auflage, er muss es aufgeben. Die letzte Ausgabe endet mit seinem Wahlspruch „eher brechen als biegen“.

Die Wahlen in den Landtag wurden zudem einmal zu seinen Missgunsten manipuliert. Wähler sind mehrfach zur Wahl gegangen und andere kritische Vorfälle hatte der republikanische Gegenkandidat eingeleitet. Hopf hatte Neuwahlen erreicht und wurde mit einer satten Mehrheit in den Landtag gewählt.

Im Landtag stimmt Hopf 1870 als einziger Abgeordneter gegen die Aufnahme eines Kredits zur Weiterführung des Kriegs gegen Frankreich. Er meinte „Sie wissen meine Herren, dass ich überhaupt gegen den Krieg gestimmt habe, man hat es mir übel gedeutet, und ich habe es mir gefallen lassen müssen, kann aber heute noch nicht anders, als zur Fortsetzung des Krieges Nein zu sagen. […] Aber ich wünsche, ich verlange dass Frieden geschlossen werde, dass die Macht, welche nach meiner Ansicht den Krieg ohne Not in die Länge zieht, ihre Eroberung einstelle.“ Im Protokoll wird im Anschluss allseitiger Wiederspruch notiert, das Schicksal des Neinsager Hopf.

Ein politischer Gegner widmete ihn den bekannten Spruch:

„Nur ein einz’ger Demokrate

War allein so obstinate

Zu beharr’n auf seinem Kopf:

Dies war der Pfarrer Hopf“

Hopf scheidet 1876 aus dem Landtag altershalber aus, in Folge seiner kompromisslosen Haltung wurde er zuletzt im Landtag nicht mehr ernst genommen.

Hopf bleibt bis zum Erreichen der Altersgrenze im Landtag und zieht anschließend nach Calw, wo er 1887 verstirbt.
 

Quellen:

Isermeyer, Harald: Lebensbilder aus Baden-Württemberg, 1994, S.250-284

Bodamer, Georg: Der Landkreis Calw, 1986, S.65-80

Engisch, Helmut: Ein Mönch fliegt übers Schwabenland, 1996, S.49-66

Napf, Karl: Schwäbische Heimat, 2014, S.164-169

Hopf, Franz: Gradaus, 1862, mehrere Ausgaben